Noahs Rabe. Artenvielfalt in Äthiopien.

Kai Gedeon / Torsten Pröhl (2022)
Natur + Text Rangsdorf. 320 Seiten. ISBN 978-3-942062-55-8

Zwei Kenner haben sich zusammengefunden und ein prächtiges Werk zustande gebracht: Dr. Kai Gedeon, Biologe und ausgewiesener Vogelkenner hat den sehr informativen und gut lesbaren Text geschrieben und Torsten Pröhl, ein weithin bekannter Naturfotograph (man denke nur an seine legendären Vorträge bei den langen Nächten der Naturfotografie in Potsdam alljährlich im Januar) hat (fast) alle Bilder beigetragen. So ist nicht nur ein eindrucksvoller Bildband entstanden, sondern es wird auch eine geradezu irritierende Fülle an Wissen über das Land am Horn von Afrika präsentiert.

Das Buch behandelt nacheinander die sechs Großlandschaften Äthiopiens, jeweils untergliedert nach (1) Frühe Reisende, (2) Menschen und Landschaft, (3) Biodiversität und (4) Vogelwelt. Am Schluss folgt noch ein langer Abschnitt mit der Vorstellung von 31 herausragenden Reisezielen, die über das ganze Land verteilt sind. Zwei Karten, je eine im Vor- und eine im Nachsatz des Buches, informieren über die Lage der Großlandschaften und über die Lage der Reiseziele.

Es ist kein Handbuch, das auf Vollständigkeit aus ist, sondern mehr eine wissenschaftlich-landeskundliche Erzählung, mit unendlich vielen Fakten über die Erforschung des Landes, die verschiedenen Ethnien und Sprachen, über die Tier und Pflanzenwelt und speziell mit noch mehr Detailverliebtheit über die unvergleichliche Vielfalt der Vogelwelt mit Exkursen über die Entdeckungsgeschichte, Verhalten, Ökologie und speziell der Systematik.

Eine lange Liste mit weiterführender Literatur und ein Glossar schließen das Buch ab.

Man mag sich gar nicht vorstellen, welche Mühe es gemacht haben mag, das ganze Wissen zusammen zu tragen, die vielen Fotos zu schießen und, nicht zuletzt, in die letzten Winkel des bis heute nicht leicht zu bereisenden Landes vorzudringen und viele der extrem seltenen und/oder nur äußerst lokal verbreiteten Arten überhaupt zu finden – vom Fotografieren gar nicht erst zu reden.

Wer das Buch zum ersten Mal von A bis Z gelesen hat, muss wahrscheinlich gleich noch einmal von vorne anfangen, um auch nur annähernd die Informationsfülle verarbeiten zu können. Die andere Alternative wäre, das Buch danach gewissermaßen als Nachschlagewerk oder Lexikon über Äthiopien zu verwenden.

Auf jeden Fall kann man mit dem Buch sehr angenehme und lehrreiche Stunden auf einer literarisch-fotografischen Reise durch Äthiopien verbringen oder seine eigene Reise damit vorbereiten.

Für eine mögliche Nachauflage, die wir dem Buch sehr wünschen, möchten wir empfehlen, noch zwei Karten hinzuzufügen, die dem Verständnis des Buches erheblich förderlich wären: (a) Karte mit der Verbreitung von Ethnien und Sprachen, sowie (b) eine physisch geographische Karte mit allen im Text erwähnten Ortschaften, Landschaften und sonstigen Lokalitäten.

Michael Succow und Hartmut Müller